Falls Sie sich schon mal mit dem Thema Portfoliodiversifikation auseinandergesetzt haben, dann kommt ihnen der Spruch: „Lege nicht alle Eier in einen Korb“, sicherlich bekannt vor.

Was einfach klingt, wurde in den 1950er Jahren von dem US-amerikanischen Ökonom Harry Markowitz wissenschaftlich untersucht.

Markowitz führte erstmals einen wissenschaftlichen Nachweis über die positive Auswirkung von Diversifikation auf das Risiko und mögliche Rendite des Gesamtportfolios.

Da die Risiken bei den einzelnen Kapitalanlagen verschieden sind, kann das negative Risiko einer Anlage in einem Portfolio durch das Risiko einer sich positiv entwickelnden Anlage ausgeglichen werden.

Seine Arbeit war zum Zeitpunkt ihres Erscheinens revolutionär, was ihm eine Reise nach Schweden einbrachte, um den Nobelpreis entgegenzunehmen.

Gelegentlich werde ich von Leuten gefragt, wie man denn überhaupt anfangen soll, ein ausreichend diversifiziertes Portfolio auf die Beine zu stellen.

Ich erspare ihnen dann gerne die Reise durch das vergangene Jahrhundert wissenschaftlicher Forschung zur modernen Portfoliotheorie. Stattdessen gebe ich folgende Ratschläge:

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1. Versuchen Sie nicht, den Markt zu schlagen

Niemand kann vorhersagen, zumindest gibt es keine Beweise dafür, welche Geldanlagen sich in der Zukunft prächtig entwickeln werden.

Oft bleiben Anleger, die versuchen den Markt zu schlagen, hinter der Benchmark (Vergleichsmaßstab) zurück.

Auch die Erfolgsbilanz des aktiven Fondsmanagements lässt zu wünschen übrig. Hier ist der Beweis.

Sinnvoll ist es, den Markt mit vielen Wertpapieren passiv zu „besetzen“ und bis zum Ziel drinzubleiben.

2. Investieren Sie in den gesamten globalen Markt

Eine psychologische Falle, die Diversifikation im Portfolio einschränken kann, ist der Home-Bias-Effekt.

Erstmals wurde der Home-Bias-Effekt durch Kenneth French und James M. Poterba im Jahre 1991, sowie Linda Tesar und Ingrid Werner im Jahre 1995 beschrieben.

Obwohl die moderne Portfoliotheorie belegt, dass die Streuung über verschiedene sich voneinander unabhängige Anlageklassen, die sich gegenseitig kaum beeinflussen zu einer Erhöhung der Rendite bei gleichbleibendem Risiko führt, neigen Anleger in Wertpapiere ihrer Heimatländer zu investieren.

So kann das Depot eines deutschen Anlegers überproportional mit Wertpapieren aus Deutschland beziehungsweise Konzernen aus dem DAX-Index belegt sein.

US-amerikanische Anleger setzen am liebsten auf Bonds aus Washington oder amerikanische Weltkonzerne.

Die Gründe für den Home-Bias-Effekt sind schnell gefunden:

  • Informationsdefizite: Während Anleger glauben, über die Unternehmen im Heimatmarkt relativ gut informiert zu sein und unter anderem deshalb glauben die Chancen und Risiken gut einschätzen zu können, fehlen diese Informationen bei Anlagen auf ausländischen Märkten.
  • Transaktionskosten: Eine Geldanlage im Ausland ist mit höheren Transaktionskosten verbunden. Diese zu vermeiden erhöht die Rendite der Geldanlage.
  • Wechselkursrisiken: Da die Rendite der Anleger neben der Rendite der Anlage selbst durch die Änderung des Wechselkurses bestimmt wird, erscheint eine Anlage im gleichen Währungsraum risikofreier.

Die Gefahr dabei ist, dass das Depot hochkonzentriert ist.

Anleger können die Risiken ausländischer Wertpapiere genauso wenig abschätzen, wie inländischer Wertpapiere.

Höchstens verschenken sie mit der Konzentration auf den Heimatmarkt Rendite und gehen ein Klumpenrisiko ein.

Wer international investiert, hat viel mehr Chancen auf ein ausreichend diversifiziertes Portfolio.

Auch hier ist es sinnvoll, den gesamten globalen Aktien- und Anleihenmarkt mit vielen Aktien, Anleihen, REITs etc. oder ETFs passiv zu „besetzen“ und bis zum Ziel drinzubleiben.

3. Halten Sie die Kosten niedrig

Die Gesamtkostenquote (TER) ist der Preis eines aktiv gemanagten Investmentfonds oder eines passiven börsengehandelten Indexfonds (ETFs), den Sie bezahlen, um Ihr Geld in diesen Produkten verwalten zu können.

Obwohl die Emittenten dieser Wertpapiere keine Rechnung ausstellen, bezahlen Anleger die ausgewiesenen Kosten.

Die Kosten werden vom Fondsvermögen entzogen und spiegeln sich in niedrigerer Rendite wieder. Sie geben also einen Teil ihrer Rendite an den Emittenten ab. Wie hoch dieser Anteil sein soll, entscheiden Sie mit ihrer Produktauswahl.

ETFs sind kostengünstiger als aktiv gemanagte Investmentfonds, weil sie keine teure Verwaltung benötigen, die versucht die besten Wertpapiere und aufstrebende Märkte zu identifizieren und somit den Markt zu schlagen.

Das Ziel eines ETFs ist es viel mehr einen Markt möglichst genau abzubilden.

Gesamtkostenquoten (TER) von 0,09 Prozent – 0,60 Prozent sind üblich.

4. Gehen Sie Risiken ein

Die Idee von „Gehen Sie Risiken ein“ besteht darin, eine erhöhte Chance auf Rendite mit einem prozentualen Anteil des Vermögens zu nutzen, um die schwächeren Renditen von anderen Aktien und Anleihen im Portfolio auszubalancieren.

Je höher der Anteil an soliden Aktien und je höher der Anteil an risikoreichen Anlagen, wie zum Beispiel Aktien der Anlageklasse Small-Caps oder Mid-Caps, welche zu höheren Kurssteigerungen tendieren als Aktien großer Konzerne, desto dynamischer/riskanter ist das Portfolio ausgerichtet.

Trotz höherer Renditeaussichten kann solch ein Portfolio erheblichen Schwankungen unterliegen.

Hier sollten Sie sich Fragen:

  • Wie lange möchte ich mein Geld anlegen?
  • Welchen maximal tolerierbaren Verlust kann ich verkraften?

 

5. Alle Informationen sind frei zugänglich

Ich werde oft gefragt, wo ich die Informationen finde, die ich gerade erwähnt habe.

Glücklicherweise ist alles öffentlich einsehbar und mit ein wenig Recherche schnell im Internet gefunden.

Ich benutze Morningstar.de, Finanzen.net oder die Suche meiner Bank.

Achten Sie bei der Produktauswahl hauptsächlich auf folgende Kriterien:

  • Wie viele Unternehmen sind im Produkt drin, falls es sich um einen ETF handelt?
  • Wie hoch ist die Gesamtkostenquote (TER)?
  • Welche Anlageklasse deckt das Produkt ab (Deutschland, Europa, USA, Emerging Markets, Anleihen etc.)?

Was Sie zur Portfoliodiversifikation noch interessieren könnte?

Wie viele Aktien brauche ich für ein ausreichend diversifiziertes Portfolio?

Der amerikanische Forscher Meir Statman ist der Meinung, dass 40 Aktien für ein ausreichend diversifiziertes Portfolio ausreichen.

Investorpedia hat ermittelt, dass für eine ausreichende Diversifikation 20 – 30 verschiedene Aktien ausreichen.

Wie viele ETFs brauche ich im Portfolio, um eine ausreichende Diversifikation sicherzustellen?

Laut dem Deutschen Aktieninstitut sollten Anleger, die weniger als 8 bis 10 verschiedene Aktien ins Depot aufnehmen, prüfen, ob ETFs für sie nicht besser geeignet sind.

Mit kostengünstigen ETFs aus verschiedenen Branchen, verschiedenen Ländern, verschiedenen Währungen erreichen Anleger bereits ab der ersten Investition eine breite Streuung.

Gut beraten ist man, wenn man ETFs (allgemein Wertpapiere) aussucht, die sich gegenseitig kaum beinflussen – nicht miteinander korrelieren.

Sicher ist: Mit 3 – 5 ETFs kann man sich bereits 10.000 Wertpapiere ins Depot holen.

Wie kann ich überprüfen, ob mein Portfolio ausreichend diversifiziert ist?

Viele Depotanbieter bieten Risikoanalysen an.

Eine Korrelationsmatrix zeigt an, in welcher Weise Kursschwankungen einzelner Wertpapiere im Depot in der Vergangenheit voneinander abhängig waren.

Eine hohe Korrelation (ist rot markiert) zweier Werte bedeutet eine hohe Abhängigkeit und damit eine schlechte Risikostreuung.

Werte, die sich gegenseitig kaum beeinflussen (ist grün markiert), sorgen für eine gute Risikostreuung.

Forschen Sie im Login-Bereich ihres Depotkontos nach. In der Regel sind solche Tools kostenlos und überaus nützlich.

Hier sehen Sie die Korrelationsmatrix meines Depots:

Korrelationsmatrix - Portfoliodiversifikation

Abschließende Gedanken

Wenn Sie tausende Unternehmen im Portfolio halten, macht selbst der größte Posten nur einen Bruchteil des Gesamtportfolios aus.

Selbst wenn der größte Posten völlig wertlos werden sollte, so hat dies keinen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtperformance des Portfolios, solange nach der modernen Portfoliotheorie diversifiziert wurde.

Ich sehe keinen Grund konzentrierte Risiken einzugehen. Die Anlagemöglichkeiten sind zu groß und zu leicht verfügbar – kostengünstig und global.